Kenwood Naviceiver Review

Die von Mercedes angebotenen Navis/Radios waren uns zu teuer für zu wenig Leistung, daher haben wir uns selbst etwas besorgt. Nach intensivem Marktscreening fiel die Wahl auf den Naviceiver DNX8170DABS von Kenwood. Drei Jahre kostenlose Kartenupdates waren auch ein gewichtiges Kaufargument. Der Naviceiver ist das einzige Ausstattungsteil bisher, mit dem wir nicht komplett zufrieden sind, daher wollen wir hier mal etwas ausführlicher berichten.

Wir haben das Gerät jetzt mehrere Monate im Einsatz, und es auch während unserer Südfrankreich/Nordspanien-Reise intensiv genutzt.

Obwohl wir vor der Reise (und auch während der Reise nochmal) das neueste Kartenmaterial für die bereisten Länder heruntergeladen haben, ist unserer Ansicht nach das Hauptproblem schlechtes Kartenmaterial. Das ist für uns unverständlich, da es sich bei der Quelle um den Marktführer Garmin handelt. Wir hatten regelmäßig Straßen, die es offenbar gab, aber auf der Karte nicht existent waren (in Google Maps aber schon als Straße erkennbar), z.B. Umgehungsstraßen oder kleinere Straßen. Das wurde etwas besser, als wir im Menü den Punkt "Unbefestigte Straßen anzeigen" aktiviert haben (obwohl es sich durchaus um asphaltierte Straßen handelte), aber  gut war es  auch dann noch nicht. Dadurch werden die Routen länger als nötig. Noch schlimmer ist es andersherum - was auch vorgekommen ist - wenn es laut Kartenmaterial eine Straße geben sollte, die aber tatsächlich nicht existiert ("nehmen Sie im Kreisverkehr die vierte Ausfahrt", aber es gibt nur drei...und nein, es war nicht wenden gemeint). Mit solch schlechtem Ausgangsmaterial kann es natürlich keine sinnvollen Routen kalkulieren.

Aber auch die Software hat einige Macken:

• Die Routenberechnung hat die Tendenz zum "Kleben" an großen Straßen (Autobahnen, breite Landstraßen). Dadurch werden die oft landschaftlich schöneren Strecken ausgespart und auch nicht als Alternative angeboten.
• Hat die Tendenz zum unnötigen "Labern" statt kurzer und prägnanter Ansagen. Beispiel 1: die völlig irrelevante Info "Fahren Sie nach 1km in den Kreisverkehr ein" (was sollte ich wohl sonst machen?) und erst kurz vor dem Kreisverkehr  die relevante Info "Nehmen Sie die x-te Ausfahrt" statt nur "Nehmen Sie im Kreisverkehr in 1 km die x-te Ausfahrt". Am schlimmsten ist es, wenn die relevante Info erst im Kreisverkehr genannt wird wie "JETZT ausfahren", dann ist die Verwirrung komplett.
• Tendenz zum unnötigen Labern, Beispiel 2: "Nehmen Sie die x-te Ausfahrt in die <voller Straßenname>" (und die Straßennamen sind in Spanien tw. recht lang, und an der Aussprache müsste auch noch gefeilt werden). Dies ist völlig irrelevante Info, denn an den wenigsten Kreisverkehren stehen Straßennamen. Besser wären Angaben zur Beschilderung, wie es Google Maps macht, z.B. "Nehmen Sie die x-te Ausfahrt in Richtung ..." oder einfach nur "Nehmen Sie die x-te Ausfahrt"
• Tendenz zum unnötigen Labern, Beispiel 3: Auf Gebirgsstrecken wird oft jede Serpentine einzeln angesagt ("rechts-links-rechts" etc.). Das nervt gewaltig.
• Dafür gibt es an Stellen, wo man sich eine Ansage gewünscht hätte (z.B. Autobahn teilt sich, und man muss sich entscheiden ob links oder rechts), manchmal keine Ansage

Chauvi-Spruch des Jahres von Bernd: "Ich hatte die Hoffnung, das Umstellen auf eine männliche Stimme würde auch zu weniger Laberei führen, aber das war nicht so." ;-)

Fazit:
Navigieren ohne regelmäßigen Blick auf das Display (also nur nach Ansagen) ist unmöglich. Nur Im Display sieht man, ob man im Kreisverkehr abbiegen soll oder einfach nur geradeaus fahren soll, und Ausfahrten zählen ist zu unzuverlässig.
Wir haben außerdem häufig vor oder während der Route eine "Zweitmeinung" von Google Maps eingeholt, und wenn es zu penetrant an "seiner" Route festhalten wollte, haben wir Android Auto aktiviert, die Navigation von Google Maps im Smartphone machen lassen, und das Ganze auf dem Display des Naviceivers ausgegeben. Das hat zumindest einwandfrei funktioniert. Mobiles Internet sei Dank!