Hier ein kurzer Bericht, wie so ein Visumsantrag abläuft:
Eins vorweg: wer glaubt, die Deutschen sind die Weltmeister in Bürokratie, wird hier eines Besseren belehrt. Die Amerikaner können das mindestens genauso gut :-)
Wer wie wir ein halbes Jahr durch USA touren möchte, für den reicht der ESTA-Antrag nicht mehr aus, und man benötigt ein sogenanntes B2-Visum.
Erster Schritt ist das Ausfüllen des Online-Antragsformulars DS-160. Laut Angaben des US State Department dauert das Ausfüllen inklusive Zusammensuchen der Informationen im Durchschnitt 75 Minuten. Ich weiss nicht, wie die zu dieser Aussage kommen, aber wir haben ca. 6-8 Stunden gebraucht, schließlich muss man seine vergangenen Reisen in die USA recherchieren und den halben Lebenslauf angeben. Es empfiehlt sich auch, nach jeder Eingabe zu speichern, sonst sind die Daten alle futsch und man fängt von vorne an. Man muss auch eine Adresse und Kontaktperson oder -firma angeben. Eine Reise mit dem eigenen WoMo ist im Formular nicht vorgesehen, also haben wir irgend ein beliebiges Hotel eingetragen und als Kontaktfirma einen Foto-Store in N.Y.C. Beides werden wir höchstwahrscheinlich nie besuchen, aber es sind nun mal Pflichtangaben...dann muss man noch ein Foto hochladen und kann das Formular absenden.
Danach muss man sich in einem Online Tool registrieren und fast die ganzen Daten nochmal eingeben (und es wird darauf hingewiesen, dass diese Daten identisch sein müssen mit denen des DS-160 Formulars). Warum man das Ganze doppelt eingeben muss, erschließt sich mir nicht. Jedenfalls kann man dann die Einzelpersonen / Anträge zu einer Familie "zusammenführen", die Visagebühren bezahlen, und dann einen Interviewtermin in der Botschaft/Konsulat vereinbaren. In diesem Interviewtermin soll die Rückkehrabsicht geprüft werden. Wir haben unseren Termin im Generalkonsulat in Frankfurt vereinbart. Die Vorlaufzeit beträgt ca. 1-2 Wochen, wenn man nicht gerade zu völlig unchristlichen Uhrzeiten gehen möchte (für besonders eilige Fälle gibt es aber auch Termine am nächsten Arbeitstag).
Heute war dann der Interviewtermin. Was haben wir uns im Vorfeld alles an Gedanken gemacht, wie wir unsere Rückkehrabsicht demonstrieren können. Letztendlich haben wir etwas über eine Stunde in diversen Schlangen angestanden, und das Interview hat dann 2 Minuten gedauert! Aber der Reihe nach...
- Schlange 1 (noch draußen): Wenn man am Konsulat ankommt, muss man sich zunächst registrieren. Man zeigt die Reisepässe und die Bestätigungsausdrucke der DS-160 Formulare. Die Reisepässe bekommen einen Barcode-Aufkleber, der den folgenden Prozess "zusammenhält", da dieser Barcode an jeder Station gescannt wird.
- Schlange 2 (noch draußen): hier wartet man, bis man das Gelände betreten darf. Es werden immer 5-6 Personen auf einmal ins Gebäude gelassen (soviel, wie die Security verarbeiten kann)
- Schlange 3: Security
Im Vorfeld wurde man schon informiert, dass keine Mobiltelefone, PCs, USB-Sticks, etc. mitgebracht werden dürfen, und man auch keine großen Taschen mitbringen soll. Manche Leute können aber offenbar nicht lesen und/oder versuchen es trotzdem, und werden dann auch konsequent wieder weggeschickt (sehr freundlich, aber bestimmt). Die mitgebrachten Sachen werden durchleuchtet und die Taschen akribisch durchsucht. Dann geht man durch einen Metalldetektor. Alles ähnlich wie am Flughafen, nur sehr viel gründlicher. - Schlange 4: Fingerabdrücke nehmen
- Schlange 5: Fingerabdrücke testen
Die gerade genommenen Fingerabdrücke werden an einem anderen Schalter nochmal geprüft. Das macht aus meiner Sicht sehr viel Sinn, insbesondere wenn man als Gruppe unterwegs ist (es könnte ja durch einen Flüchtigkeitsfehler beim Fingerabdrücke nehmen z.B. meine Abdrücke zu Bernds Antrag gespeichert worden sein...) - Schlange 6: das Interview
Meine Vorstellung war, dass man in einen Raum kommt, sich hinsetzt, und von einem Konsulatsmitarbeiter nochmal Details zum Antrag abgefragt werden und dann nach Familie/Freunden/Arbeitsplatz gefragt wird...tja...man steht in der großen Schalterhalle, der Konsulatsmitarbeiter sitzt hinter einer Glasscheibe, und hat in unserem Fall 4 Fragen gestellt: - Welche Sprache für das Interview? War uns egal, also wurde Englisch daraus
- Warum wir denn so lange Reisen wollen? Wir wollten dieses Mal das ganze Land bereisen. Hier haben wir auch erstmalig von unserem WoMo erzählt und dass wir es verschiffen wollen.
- In welchem Verhältnis wir zueinander stehen, ob wir verheiratet sind? "Ja"
- Wie viel wir für die Reise gespart haben? "Genug" (wir hatten noch die letzten beiden Steuerbescheide dabei für alle Fälle, aber die wollte niemand sehen)
- Dann hieß es "Your visa has been granted" und das war es. Die Pässe wurden einbehalten und werden mit den Visa an uns zurückgeschickt.
Insgesamt waren wir etwa 1 Stunde 15 Minuten dort, und der ganze Prozess war extrem gut organisiert und insgesamt eine positive Erfahrung, nicht zuletzt wegen der extrem freundlichen Mitarbeiter. Die längsten Wartezeiten waren in Schlange 1 und 2, danach ging es, da offenbar immer nur soviel eingelassen werden wie der Prozessdurchsatzrate entspricht.
Disclaimer: dies ist unsere persönliche Erfahrung und selbstverständlich keine Garantie, dass es immer so abläuft...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen