USA

Rundreise 2019 (Juni bis Dezember):



Allgemeine Informationen für Wohnmobil- und andere Reisende:
  • Autofahren:
    Auf den Interstates herrscht ein Tempolimit von 70 bis 80 mi/h, auf Landstraßen meist 55 oder 65 mi/h, in Ortschaften 20 bis 40 mi/h. Der amerikanische Fahrstil ist i.A. sehr viel defensiver als in Europa, und es ist entspannend, einfach so mitzugleiten. Die Höflichkeit, jemanden mal vorzulassen, ist auch sehr viel ausgeprägter als bei uns. Andererseits gibt es aber unglaublich viele schlechte bzw. ängstliche Autofahrer. Straßen, die in Europa als ganz normale Straßen durchgehen, haben in USA Warnschilder "steil, kurvig" etc. Wir haben mal einen Autofahrer erlebt, der uns auf einer Passstraße auf der falschen Seite entgegen gekommen ist, weil auf "seiner" Seite der Abgrund war und er offenbar Angst hatte herunterzufallen! Man tut also gut daran, immer mit dem Schlimmsten zu rechnen. Ebenfalls auf der Negativseite sind die vagen Beschilderungen, von denen ich das absolute Lowlight in einem Artikel beschrieben habe. Aber auch sonst sieht man häufig "Oversized Vehicles prohibited" (wie groß ist oversized?) oder "Overweight Vehicles prohibited" (wie schwer ist overweight?) oder "Reduce Speed" (um bzw. auf wieviel?), ich könnte die Liste endlos fortsetzen.
  • Einkaufen:
    Dem Einkaufen in den USA habe ich eine eigene Seite gewidmet.
  • Einreise auf dem Landweg:
    Der "Standard-Tourist" wird mit einem ESTA-Visum üblicherweise mit dem Flugzeug in die USA einreisen. Wir sind aber mit einem B2-Visum mit der Fähre von Victoria auf Vancouver Island (Kanada ) in die USA eingereist. Die Einreiseformalitäten muss man bereits in Victoria absolvieren. Hier wird man auch schon gefragt, was man an Lebensmitteln dabei hat.Wir hatten den Kühlschrank so gut es geht "leergegessen", aber irgendwas bleibt immer übrig. Und man will ja möglichst wenig wegwerfen. Frisches Obst und Gemüse sowie Fleisch und Wurst geht gar nicht, das wussten wir und hatten es aufgegessen oder weggeworfen. Alles andere (inklusive Eier, Käse, Milch, Kefir, Trockenobst, Honig, Nüsse) wollten wir möglichst "retten". Auf amerikanischem Boden (d.h. beim Verlassen der Fähre) wurden dann nochmal die Pässe kontrolliert und die frischen Lebensmittel abgefragt. Alles war kein Problem und wurde durchgewunken, allerdings immer mit einer Hand an der Waffe.
  • Straßen:
    Die asphaltierten Straßen sind überwiegend in gutem bis sehr gutem Zustand, die nicht asphaltierten dagegen überwiegend in sehr schlechtem Zustand (selbst für Gravel, und wir sind in Südafrika und Namibia sehr viele Gravel Straßen gefahren und können das also beurteilen).
  • Tanken:
    Das Tanken in den USA funktioniert in den allermeisten Fällen nicht mit einer europäischen Kreditkarte an den Zapfsäulen (eine Abfrage nach der PLZ schlägt fehl). Stattdessen muss man mit der Kreditkarte in den Shop und eine Vorautorisierung bis zu einem Maximalbetrag vornehmen lassen (das nennt sich "prepay", obwohl man nicht wirklich vorab bezahlt). Den Maximalbetrag kann man jeweils wählen, er sollte natürlich mindestens so hoch sein wie das, was man benötigt. Dann kann man an der Zapfsäule tanken bis zu dem angegebenen Maximalbetrag. Abgerechnet über die Kreditkarte wird aber nur das, was man tatsächlich getankt hat. Blöd ist, dass man für die Kreditkartenquittung mit dem richtigen Betrag dann wieder zurück in den Shop muss (oder man notiert handschriftlich den genutzen Betrag auf der Quittung der Vorautorisierung). In manchen Fällen muss man die Kreditkarte während des Tankens im Shop lassen und bezahlt dann nach dem Tanken, aber auch in diesem Fall muss man zweimal in den Shop. Das nervt. Nur in ganz wenigen Fällen ist es uns gelungen, mit unserer Kreditkarte direkt an der Zapfsäule zu bezahlen. Wir haben aber keine Systematik erkennen können, wann das möglich ist und wann nicht (Marken, Bundesstaaten, etc.). Am Ende sind wir des Versuchens müde gewesen und sind immer direkt zum Shop.  Das ist in Kanada deutlich einfacher. Seufz...
  • Übernachten:
    Mit einem Wohnmobil übernachtet man entweder auf einem Campingplatz oder frei ("wild"). Campingplätze gibt es in allen möglichen "Luxusklassen" und von verschiedenen Betreibern (privat, Nationalpark, State Parks, National Forest, etc.). Entsprechend unterschiedlich sind die Preise. Wir bevorzugen meist die Campingplätze in den Nationalparks wegen der Nähe zu den Sehenswürdigkeiten, aber diese sind meist sehr einfach (meist ohne Duschen, aber mit Wasser und Dumpstation) und dafür noch recht teuer. Die State Park Campingplätze sind auch oft sehr schön gelegen, bieten aber mehr Luxus (Duschen und meist Stromanschluss). Die National Forest Campingplätze sind überwiegend "Stellplätze in freier Natur", nur mit Plumpsklo und sonst nichts, aber dafür sehr günstig. Wenn man wie wir mit Maja einige Tage autark unterwegs sein kann, und weder Strom noch Dusche oder Toilette benötigt, kann man in den National Forests entlang der Forest Service Roads (meist Gravel), sowie grundsätzlich auf öffentlichem Land, das vom Bureau of Land Management (BLM) verwaltet wird,  überall frei campen. Das nennt sich "dispersed camping", ist kostenlos und man muss nur einige wenige Regeln befolgen. Dies gilt NICHT in Nationalparks, dort darf man nur auf offiziellen Campingplätzen übernachten. Aber: die meisten Nationalparks sind von National Forest umgeben, und es ist nicht weit bis zum Nationalpark. Rund um den Grand Canyon gibt es z.B. den Kaibab National Forest. Nachteil an diesem "wilden" Camping: es gibt keine Regeln (z.B. Generatorlimits, Ruhezeiten, etc). Also wenn einem die Nachbarn nicht gefallen, kann man es nur ertragen oder weiterfahren. Und natürlich gibt es keinerlei Infrastruktur. Beim Auffinden solcher wilden Campingstellen hilft die App iOverlander.
  • Dumpstations:
    Es gibt einige kostenlose öffentliche Dumpstations (beim Auffinden hilft auch hier die iOverlander App), oder natürlich auch auf den Campingplätzen. Allerdings kann man mit dem europäischen Wohnmobil in den meisten Fällen NICHT über das Loch im Boden fahren, da es von Pollern oder Pfählen umstellt ist. Die gemieteten WoMos verfügen über einen entsprechenden Abwasserschlauch, den man im WoMo einklinkt und das andere Ende in das Loch im Boden steckt. Darüber wird sowohl Toilette als auch Grauwasser entsorgt. Die Leute, die mit dem eigenen WoMo fahren, können die Kassettentoilette in das Loch entsorgen. Aber für das Grauwasser muss man entweder einen solchen landesüblichen Abwasserschlauch besorgen und mit irgendwelchen Kupplungen am WoMo befestigen, oder eimerweise entsorgen. Für uns kam die Schlauchlösung nicht in Frage, da der Schlauch mit seinen ca. 10 cm Durchmesser sehr sperrig ist und auch die hygienische Lagerung fragwürdig. Wir haben einen Silikon-Falteimer für diesen Zweck, mit dem wir eimerweise entleeren. Problematisch wird es im Winter, wenn das Loch im Boden unter Schnee begraben ist und /oder zugefroren. Diese Situation hatten wir am Ende der Reise recht häufig. Dann muss man mit der Kassettentoilette in eine öffentliche Toilette gehen (Plumpsklo reicht uns, da wir keine Chemie verwenden).
  • Frischwasser:
    An den meisten Dumpstations gibt es auch Frischwasser. Es ist üblich, dass das Frischwasser für den Haushalt und das Wasser zum Spülen des Abwassertanks bzw. -schlauchs baulich getrennt voneinander sind, d.h. einige Meter liegen dazwischen und die beiden Wasserstellen sind klar gekennzeichnet. Manchmal gibt es aber nur einen Hahn, und dann würden wir immer empfehlen, für Frischwasser einen eigenen Schlauch anzuschließen, da man nie weiß, was der Vorbenutzer mit dem Schlauch beim Dumpen alles angestellt hat. 
  • Internet:
    Wir hatten schon für Kanada einen tragbaren Hotspot von GlocalMe, der natürlich auch in den USA weiterbenutzbar war. Das Teil ist aber extrem langsam, bis es mal Netz gefunden hat, und so haben wir uns eine Prepaid Karte von AT&T gekauft, die monatlich verlängert wurde. Aber in den Nationalparks gab es selten AT&T-Empfang, und auch in den Städten in Utah war es überwiegend schwierig. Aber selbst mit GlocalMe, das ja betreiberunabhängig funktioniert, hatten wir da auch überwiegend keinen Empfang (nur zweimal auf der gesamten Reise hat GlocalMe einen Mehrwert gegenüber AT&T gebracht). So waren wir oft tagelang ohne Internet. Insgesamt eine recht unbefriedigende Situation. In den größeren Städten war es dagegen nie ein Problem, aber da haben wir uns ja vergleichsweise wenig aufgehalten. Freies Internet gibt es auch an vielen öffentlichen Stellen, Visitor Centers, Supermärkten, etc, aber auch da hält man sich ja nicht länger auf als nötig.
  • Waschen:
    Es gibt in jeder Stadt ausreichend Waschsalons ("Coin Laundry"), in denen man seine Wäsche waschen und trocknen kann. Auch die Frontlader-Technologie (die ja prinzipiell mit Unterstützung der Schwerkraft wäscht) ist immer weiter verbreitet. Die Kapazität einer normalen Waschmaschine dort ist allerdings sehr viel kleiner als unsere Haushaltsmaschinen. Deren "Double Load" oder "Triple Load" ist eher vergleichbar mit unseren. Und außerdem sollte man auf keinen Fall gute Sachen mitnehmen, bzw. Lieblingsstücke lieber von Hand waschen, denn die amerikanischen Waschmaschinen setzen der Wäsche sehr zu. Bei meinen dünnen Sportshirts hingen jedesmal allerlei Fäden heraus, und die Kragen der T-Shirts sind verschlissen wie nach jahrzentelangem Tragen! Trotzdem wird es ohne Vorbehandlung meist nicht richtig sauber, aber das hängt stark vom Waschsalon ab. Ich hatte eine Flasche Gallseife zur Fleckenvorbehandlung dabei und einmal Rei in der Tube für die Handwäsche. Das andere Waschmittel haben wir dort gekauft.
  • Zeitzonen:
    Es dürfte jedem Reisenden klar sein, dass das riesige Land in 4 Zeitzonen aufgeteilt ist, und so etwas wie Sommerzeit (heißt dort DST = Daylight Saving Time) gibt es in den USA auch. In der Praxis ist es aber nicht ganz so einfach. Beispiel Arizona: AZ liegt eigentlich in der Mountain Time Zone, so wie die unmittelbaren Nachbarn UT, CO, NM. Allerdings macht AZ die Sommerzeit nicht mit, wohl aber UT, CO, NM. Im Sommer hat AZ daher faktisch die gleiche Zeit wie Kalifornien, welches in der Pacific Time Zone liegt. Richtig kompliziert wird es, da die Navajo-Gebiete innerhalb Arizonas sich wieder an die Sommerzeit halten. AZ ist also ein Flickenteppich verschiedener Zeitzonen. Und erschwert wird der Überblick für den gemeinen Durchreisenden dadurch, dass nicht klar ist, wo genau die Navajo-Gebiete anfangen und enden. Beispiel Canyon de Chelly: dies steht als National Monument eigentlich unter der Verwaltung des National Park Services, gehört aber offenbar zum Navajo-Gebiet. Beispiel Page: die Stadt selbst ist kein Navajo-Gebiert, aber die unmittelbare Umgegend ist Navajo-Gebiet. Beim Buchen von Touren (z.B. Antelope Canyon) muss man also höllisch aufpassen, wo der Treffpunkt ist und welche Zeit dort gerade herrscht!  Ich weiß nicht genau, ob es noch einen anderen Staat gibt mit derart komplizierter Gemengelage, aber AZ ist schon schwierig.




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