Kanada

Ost-West-Querung 2019: Von Halifax bis Vancouver Island




Allgemeine Informationen für Wohnmobil- und andere Reisende:
  • Freundlichkeit:
    Die Menschen in Kanada sind extrem freundlich und hilfsbereit. Sie bieten oft unaufgefordert Hilfe an und überall wird man freundlich begrüßt. Wenn man sich als Tourist zu erkennen gibt, hört man oft ein "Welcome to Canada!"
  • Wetterberichte:
    Die Wetterprognose scheint in Kanada generell schwierig zu sein, jedenfalls sind alle Prognosen, die mehr als 2 Tage in der Zukunft liegen, nicht zu gebrauchen. Am besten funktioniert noch das Weather Network.
  • Zecken:
    Diese ekligen Viecher sind auch hier sehr verbreitet, auch hier verbreiten sie üble Krankheiten, und sie sind sehr viel größer als bei uns. Nachdem wir mehrfach Zecken auf der Haut krabbeln hatten, sind wir jetzt alarmiert. Da hilft nur: abstreifen in Gebüsch und Gras vermeiden, Hosenbeine in die Socken, und nach JEDER Wanderung Zeckeninspektion, bevor man das Wohnmobil betritt. Die Größe macht es einfacher, sie zu finden.
  • Gas:
    Refill-GasZylinder und Gasfüllung kauft man am günstigsten bei Rona, aber das gibt es auch praktisch an jeder Tankstelle. Allerdings scheint das deutlich stärker verunreinigt zu sein als bei uns, denn an den Metallstäben des Herdes setzt sich unangenehm Ruß ab.
  • Dumpstations:
    Es gibt viele kostenlose öffentliche Dumpstations (beim Auffinden hilft auch hier die iOverlander App), oder natürlich auch auf den Campingplätzen. Allerdings kann man mit dem Wohnmobil in den meisten Fällen NICHT über das Loch im Boden fahren, da es von Pollern oder Pfählen umstellt ist. Die gemieteten WoMos verfügen über einen entsprechenden Abwasserschlauch, den man im WoMo einklinkt und das andere Ende in das Loch im Boden steckt. Darüber wird sowohl Toilette als auch Grauwasser entsorgt. Die Leute, die mit dem eigenen WoMo fahren, können die Kassettentoilette in das Loch entsorgen. Aber für das Grauwasser muss man entweder einen solchen landesüblichen Abwasserschlauch besorgen und mit irgendwelchen Kupplungen am WoMo befestigen, oder eimerweise entsorgen. Für uns kam die Schlauchlösung nicht in Frage, da der Schlauch mit seinen ca. 10 cm Durchmesser sehr sperrig ist und auch die hygienische Lagerung fragwürdig. Wir haben einen Silikon-Falteimer für diesen Zweck, mit dem wir eimerweise entleeren.
  • Frischwasser:
    In der Saison gibt es an den meisten Dumpstations auch Frischwasser (aber wir würden immer empfehlen, für Frischwasser einen eigenen Schlauch anzuschließen, da man nie weiß, was der Vorbenutzer mit dem Schlauch beim Dumpen alles angestellt hat). In der Wintersaison sind die meisten Frischwasserhähne allerdings wegen Frostgefahr dauerhaft abgesperrt. In den ganzjährig geöffneten Nationalparks findet man nur sehr wenige Wasserhähne, die explizit mit "winter water" gekennzeichnet sind (Nachfrage im Visitor Center hilft, langes Suchen zu vermeiden). Praktisch alle öffentlichen Wasserhähne und solche an den Dumpstations waren im April und Anfang Mai noch abgesperrt, und werden erst in Betrieb genommen, wenn die Frostsaison sicher vorbei ist. Das hat dazu geführt, dass die Frischwasserversorgung in den ersten beiden Wochen der Reise unser größtes Problem darstellte. Unser "Best Bet" für Frischwasser in dieser Zeit waren die "Gas+"-Tankstellen von Canadian Tire ("Essence+" in den französischsprachigen Landesteilen). Ich weiss nicht, ob es wirklich an jeder dieser Tankstellen Wasser gibt, aber uns wurde bei Nachfrage im Shop immer geholfen. Es versteht sich von selbst, dass man dann dort auch seinen Dieseltank auffüllt.
  • Übernachtungen:
    Die iOverlander App ist ein unentbehrlicher Ratgeber für Übernachtungsplätze, viele davon kostenlos. In der ersten Zeit April/ Anfang Mai waren sowieso noch die meisten Campingplätze geschlossen. An vielen der geschlossenen Plätze kann man aber außerhalb der Saison kostenlos stehen. Oder man stellt sich an die kommunalen Picknickplätze/Parkplätze ("Halte Municipale"). Es ist überall erlaubt, wo es nicht durch Schilder wie "No Camping" oder "No Overnight Parking" oder Ähnliches explizit verboten ist. In Nationalparks und Provincial Parks ist es allerdings generell verboten, meist durch entsprechende Schilder am Parkeingang. In der Saison gibt es natürlich überall geöffnete Campingplätze, die meist kostenpflichtig sind. Wir haben uns den Jahrespass von Passport America gekauft, mit dem man an vielen Campingplätzen Rabatt bekommt (es gibt eine App zum Auffinden der teilnehmenden Campingplätze).
  • Strom:
    Viele RV Parks haben 30 Amp Drehstrom-Steckdosen - und die Riesentrailer hier haben Stromkabel so dick wie Wasserschläuche. Die Stecker dafür sehen anders aus als die 15 Amp Haushaltsstecker (und nur für letzteren hatten wir einen Adapter gekauft). Jetzt ist also noch ein weiterer Adapter nötig, oder man wählt einen 15 Amp Anschluss. Maja braucht natürlich keine 30 Amp, sondern höchstens mal alle 6 Wochen eine Nacht mit 15 Amp zum re-balancieren des LifePo4 Akkus. Mit dem 200 AH Lifepo4 Akku und den beiden 45 Ah Ladeboostern sind wir tatsächlich so vollkommen autonom wie gehofft und haben bisher keinen Stromanschluss benötigt.
  • Lebensmittel:
    Es gibt viele verschiedene Supermarktketten, die nach unserer Erfahrung alle meist gute Qualität anbieten. Allerdings ist Vieles in Unmengen Plastik verpackt, und an der Kasse wird es dann nochmal in Plastiktüten gepackt. Wir haben immer explizit auf Plastiktüten verzichtet und die Ware hinter der Kasse wieder in den Einkaufswagen geladen und von dort direkt ins Wohnmobil. Die komischen Blicke der Kassiererin waren uns egal. Die wesentlichen Unterschiede zu Deutschen Supermärkten: es gibt keine H-Milch/H-Sahne und sehr wenig Auswahl an H-Säften, nur entsprechend frische Ware aus dem Kühlregal. Das erschwert die Lagerhaltung im WoMo. Bei Fertigprodukten wie Grillsaucen unbedingt das Kleingedruckte lesen: viele bestehen fast nur aus Wasser und Zucker! Abgepackte Salate und die meisten Gemüse sind bereits gewaschen, was bei uns eher unüblich ist. Auf keinen Fall im Supermarkt kaufen sollte man Honig/Marmelade (besser in lokalen Farmmärkten), Tee (in Spezialgeschäften wie bei uns auch) und Kaffee (in lokalen Kaffeeröstereien oder auch in Farmmärkten). Käse ist ein teures Vergnügen (kostet ca. doppelt soviel wie bei uns), die anderen Sachen sind vergleichbar bis etwas teurer.
  • Internet:
    Kanada ist "The Land of free WiFi". In jedem Restaurant, Cafe, Waschsalon, aber auch an vielen öffentlichen Parkplätzen entlang der Highways (Halte Municipale) und Supermärkten gibt es freies WLAN. Manchmal muss man nach einem Passwort fragen, aber oft ist es offen. Wer Sicherheitsbedenken hat, muss sich aber um Verschlüsselung selbst kümmern...
  • Dieselversorgung:
    In allen von uns bereisten Provinzen ist die Versorgung mit Diesel flächendeckend. Hat eine Tankstelle mal kein Diesel, ist die nächste nicht weit. Die Preise variieren regional sehr stark, sind aber im Mittel deutlich billiger als in Deutschland. Die Qualität ist auch durchweg ULS (Ultra Low Sulphur), also auch für Euro 6 Diesel mit SCR unbedenklich. Der Bio-Anteil ist mit ca. 2% auch deutlich geringer als der des B7 Diesel in der EU, was die Dieselheizung von Maja freut. Leider ist die Qualität nicht so toll. Die Schmierfähigkeit und auch der Cetan Wert (der "Bumms") ist deutlich niedriger als zuhause. Beispielsweise hat deutscher Diesel immer 55 Cetan, Diesel Premium 60 Cetan. In Kanada ist der gesetzliche Mindestwert 40 Cetan. Die echte Qualität liegt laut Internetquellen wohl so um 45 bis 50 Cetan. Dem kann allerdings mit Diesel-Additiven abgeholfen werden. Wir haben bisher KleenDiesel und STP 5in1 genutzt. Bisher ist der Verbrauch dadurch wie daheim und der Motorlauf sehr rund. Wenn man das Additiv an der Tankstelle kauft und gleichzeitig Diesel kauft, gibt es bei Gas+ z.B. 50% Rabatt auf das Additiv. Alternativ gibt es an manchen Shell-Tankstellen V-Power Diesel, dann braucht man kein Additiv.
  • AdBlue:
    AdBlue heißt in Canada und USA DEF (Diesel Exhaust Fluid) und bringt es damit auf den Punkt. Gibt es bei Canadian Tire und Tankstellen in Ein-Gallonen-Kanistern, aber ohne den in Deutschland üblichen Schlauch zum einfüllen. Bei Sprintern ist das Einfüllen mit etwas Zielen auch so machbar (schon getestet, den leichten Kontakt mit der Harnsäure überlebt zarte Männerhaut anstandslos), aber ein Trichter hilft da sicher, den man sich auch aus einer Plastikflasche McGyvern kann.
  • Straßen:
    Die Straßenqualtät im Allgemeinen ist im Osten Kanadas sehr schlecht. Schlaglöcher von 15cm Tiefe und 30-50cm Durchmesser sind keine Seltenheit, und das auch auf Autobahnen! Das schmerzt physisch, wenn man da mit dem WoMo reinfährt (und ausweichen ist auch nicht immer möglich). Wahrscheinlich ist die Situation den harten Wintern geschuldet (obwohl in der Mitte und im Westen die Winter wahrscheinlich auch hart sind...). Ab Mitte Ontario wird die Straßenqualität drastisch besser. Bisher hatten wir keine mautpflichtigen Straßen, nur einige Maut-Brücken.
  • Landschaftliche Höhepunkte:
    Nachdem wir einmal von Ost nach West durchgefahren sind, sind unserer Meinung nach die landschaftlichen Höhepunkte ganz klar die Rocky Mountains und westlich davon, gefolgt von der Gegend um Lake Superior. Das ist natürlich immer persönlicher Geschmack.
  • Geschwindigkeitbegrenzung:
    Bei der Routenplanung muss man unbedingt die Höchstgeschwindigkeiten in Kanada beachten,  und dass man oft nicht so schnell vorankommt wie gedacht. Und wegen der drastischen Strafen empfiehlt es sich, sich daran zu halten:
    • 2-spurige Autobahn: 100 oder 110 km/h
    • Landstraße: 70-90 km/h (in Manitoba und Saskatchewan bis 100)
    • Stadt: alles zwischen 30 und 90 km/h (ja, es gab Orte, da durfte man mit 90 durchrauschen!)




Keine Kommentare: