2018-10-27

Fazit: Nordspanien und Südfrankreich in der Nebensaison

Es war eine sehr schöne Reise, und vor allem Nordspanien war landschaftlich eine Entdeckung für uns, die wir uns so schön nicht vorgestellt hätten. Wir sind auch früher schon prinzipiell eher in der Nebensaison unterwegs gewesen, aber auf dieser Reise gab es einige signifikante Nachteile, die wir so nicht erwartet hätten.

Geschlossene Restaurants und Konditoreien

Das Probieren der regionalen Spezialitäten gehört für uns auch immer zu einer schönen Reise, aber diesmal hat man es uns besonders schwer gemacht. Viele Restaurants hatten schon für die Saison geschlossen, oder nur Mittags geöffnet (aber wir sind eher die Abends-Essen-Geher), so dass wir uns häufig mit einfachen Restaurants behelfen mussten. Auch wenn die angebotenen Speisen in Ordnung oder sogar in ihrer Kategorie gut waren, rechne ich einen Hamburger (z.B.) eher zu den Sattmachern als zu einem leckeren Ausgehen.  Da waren wir 3 Wochen in "Pulpo-Country" unterwegs und ich hatte noch keinen Pulpo essen können! Unsere Hoffnung ruhte dann auf San Sebastian mit seiner erstaunlichen Dichte an Sternerestaurants.  Aber das Glück war uns nicht hold: die gut bewerteten waren alle zum Bersten voll mit langen Schlangen, wir hatten Hunger und waren müde gelaufen, und so endeten wir in einem Restaurant, das zwar viele freie Plätze hatte, aber das hätte uns misstrauisch machen sollen...
Auch die Versorgung mit leckerem Kuchen zum Nachmittagskaffee (bzw. Tee) war schwierig. Die meisten Konditoreien in Spanien waren geschlossen, so dass wir oft auf Supermarktware ausweichen mussten. Kurzum: die Restaurantlage in Spanien war neben dem Wetter ein weiterer Grund, die Reise in Frankreich fortzusetzen.
Aber auch in Frankreich sah die Situation nur teilweise besser aus. Ja, die Konditoreien gab es wieder reichlich, und im Angebot alle Arten von Törtchen, die nicht nur den Gaumen, sondern auch das Auge entzücken.
Hinsichtlich Restaurants sah die Lage aber ähnlich aus wie in Spanien. In Castelnaudary hatten wir Glück, da gab es genau ein geöffnetes  Restaurant und das war sehr gut (und hob die Laune unmittelbar), aber im weiteren Verlauf der Reise nahm die Suche nach einem geöffneten Restaurant für den Abend einen immer größeren zeitlichen Raum ein. Sonntags ist es - ähnlich wie in Darmstadt - generell schwierig, da gibt es praktisch nur Pizza-Lieferservice, und das im Land der Gourmets!
Der Tiefpunkt war in Arles, wo wir Montags einige Stunden mit Recherche verbracht haben ("es muss doch in so einer Stadt etwas geben"). Das Ganze war so zeitaufwändig, weil die Öffnungszeiten laut Tripadvisor und auf den Webseiten der Restaurants oft nicht übereinstimmen, man also immer beides kontrollieren muss, und dann auch noch die Lage checken (was hat man eigentlich früher ohne mobiles Internet gemacht?). Dann hatten wir eins gefunden, das laut beiden Quellen am Abend geöffnet haben sollte ("juchhu"), und standen dann hungrig vor der Tür, aber es hatte trotzdem geschlossen! Unsere Laune war am Ende... Nach erneuter Recherche fanden wir dann doch noch ein provenzalisches Restaurant, was den Abend noch retten konnte.
Versöhnt wurden wir dann erst wieder in Cassis, wo wir im Restaurant des Hotel Mahogany einen wundervollen letzten Abend verbrachten.

Campingplätze

Bereits im Vorfeld hatte ich recherchiert, dass in Spanien viele Campingplätze bereits Ende September für die Saison schließen. Das hatte uns nicht weiter gekümmert, da ich an jeder Lokation mindestens einen noch geöffneten Campingplatz gefunden hatte. Mir ist das allerdings völlig unverständlich, da noch sehr viele WoMos oder ähnliche Gefährte unterwegs waren, das Wetter bestens (wie schon die ganze Saison) und auch der spanische Nationalfeiertag am 12. Oktober und das lange Wochenende sicher noch eine gute Einnahmequelle gewesen wäre.

Die geöffneten Campingplätze waren in Frankreich zwar sehr günstig (in der Nachsaison ca. 12 bis 15€ für Maja und 2 Personen), aber eher abtörnend: die Toiletten zwar sauber, aber regelmäßig ohne Brille und Papier. Die Duschen meist nach draußen hin offen, so dass Mücken (und in der Nachsaison auch die  abendliche Kälte) ungehindert eindringen können.

In Spanien war das Preisniveau etwas höher (meist um die 20€), aber der Komfort auch entsprechend (ordentlich ausgestattete Toiletten und meist geschlossene Duschen).

Im nachhinein war das für uns aber keine Einschränkung, da wir nach Entdeckung der App Park4Night ohnehin lieber "wild" auf einsamen Parkplätzen übernachtet haben.

Autobahn- und Spritpreise

In Frankreich ist beides Gesalzen, in Spanien dagegen erfreulich niedrig. Die Spritpreise in Spanien sind ähnlich wie in Deutschland (angenehm: keine Aufpreise auf Autobahnen).
Autobahngebühren haben wir in Spanien kaum bezahlt. Fast die gesamte A8 in Nordspanien ist frei, nur die Gegend von der französischen Grenze bis ca. Deba ist gebührenpflichtig, aber es ist deutlich günstiger als in Frankreich.

Einsame Ziele

Das Beste am Reisen in der Nachsaison ist es, dass man mehr oder weniger allein ist. Die meisten Strände hatten nur vereinzelte Besucher, und man mag sich gar nicht vorstellen, was in der Hauptsaison los ist. Einen Eindruck davon bekamen wir auf der Ruta del Cares, die wir ausgerechnet am spanischen Nationalfeiertag gewandert sind (ich berichtete). Das ist - trotz aller anderen Nachteile - der Hauptgrund für eine Reise in der Nachsaison. Auch die schönen einsamen Übernachtungsplätze wären in der Hauptsaison sicher oft schon besetzt gewesen...

Majas "Leistung"

Nach dem ersten längeren Einsatz können wir nur Gutes berichten. Alles funktioniert einwandfrei. Maja hat alle - auch anspruchsvolle - Passagen hervorragend gemeistert. Wir sind auch sehr glücklich mit den Fahrwerksanpassungen, die wir haben vornehmen lassen. Die engen kurvigen Bergstraßen in Spanien und die endlosen französischen Kreisverkehre wären natürlich auch ohne das befahrbar gewesen, aber so war es deutlich angenehmer. An vielen Stellen waren wir schon jetzt froh, nur 5,91 Meter Gesamtlänge und etwas mehr Bodenfreiheit zu haben, sonst hätten wir einige Strecken schon gar nicht fahren können.
Ja, natürlich ist es eng, und man muss sehr diszipliniert jedes Teil nach Gebrauch wieder wegpacken. Aber daran gewöhnt man sich nach kurzer Zeit.
Optimierungsbedarf gibt es noch bei der Matratze (zu weich) und bei der Packstrategie im Kofferraum, schließlich soll im nächsten Jahr das Kajak wieder unser ständiger Begleiter sein...



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