Wir arbeiten uns so langsam nach Süden voran und erreichen New Mexico. Dies ist unser erster Besuch in diesem US-Bundesstaat. Bei vergangenen Reisen stand dies nie so hoch auf der Prioritätenliste, auch weil es so weit von der üblichen Route entfernt liegt. Zu Unrecht, wie wir nun feststellen.
Unsere erste Station hier ist die Bisti Wilderness, ein Wüstengebiet sogenannter "Badlands", in dem es viele Hoodoos und andere ungewöhnliche Felsformationen gibt. Wilderness bedeutet: es gibt keine markierten Wanderwege, nur ein paar ungeteerte Straßen führen hinein, man ist völlig auf sich allein gestellt. Empfehlenswert ist ein Mobiltelefon mit GPS und Karte des Gebiets, um die wesentlichen Punkte zu Fuß annavigieren zu können. Allerdings ist der direkte Weg oft nicht der schnellste. Am besten voran kommt man entlang der beiden ausgetrockneten Flussbetten, und kann dann von da aus abzweigen.
Am Ankunftstag ist es schon recht spät, und vor Einbruch der Dunkelheit schaffe ich es gerade noch bis zu den sogenannten Chocolate Hoodoos. Diese sind allerdings wenig beeindruckend, und es macht sich schon so etwas wie Enttäuschung breit.
Am nächsten Morgen will ich zum Sonnenaufgang an den "Cracked Eggs" (oder auch "Alien Hatchery") sein. Das ist vom südlichen Parkplatz, auf dem wir übernachten, etwa 45 Minuten Fußweg entfernt. Das bedeutet früh aufstehen, warm anziehen (Temperaturen in der Nacht um den Gefrierpunkt) und in absoluter Dunkelheit loslaufen. Das ist nicht nur meine erste Querfeldeinwanderung, sondern auch meine erste Nachtwanderung. Es hat schon etwas Unwirkliches, so völlig allein in der Dunkelheit zu marschieren (Bernd hat keine Lust mitzukommen), seine Umgebung außerhalb der Reichweite der Stirnlampe nur schemenhaft wahrzunehmen, und nur nach GPS zu laufen. Per Zufall stolpere ich quasi über den Bisti Arch, gerade als der erste Streifen Helligkeit am Horizont die Nacht durchbricht.
Von dort ist es nicht mehr weit zu den "Cracked Eggs", und ich bin lange vor Sonnenaufgang dort (was gut ist, denn die aufgehende Sonne trifft wegen einer Hügelkette nicht unmittelbar auf die Eggs). Die Felsformationen erinnern tatsächlich etwas an eine Szene aus dem Film "Alien".
Es gibt sogar ein Ei, das aussieht als ob etwas mit Rückgrat schlüpft...
Das nenne ich eine absolute Traumlokation. Der Weg zurück im strahlenden Sonnenschein ist völlig anders, aber auch hier ist GPS hilfreich, weil man den Parkplatz von weitem nicht gut erkennt. Bernd wartet schon mit dem Frühstück :-)
Am Nachmittag besuchen wir noch im nördlichen Teil einen Bereich, der sich "Stone Wings" nennt. Eine Gruppe ungewöhnlich geformter Hoodoos erwartet uns.
Hier habe ich mich entschieden, einige Fotos kontrastreich in schwarz-weiß zu entwickeln, da dies die surreale Stimmung noch betont.
Wir übernachten diesmal auf dem nördlichen Parkplatz.
Bisti ist echte Wildnis. Die meiste Zeit sind wir allein. Auf den Parkplätzen gibt es zwar tagsüber einige andere Autos, aber andere Menschen sieht man selten. Nachts ist man völlig allein.
Bevor wir New Mexico wieder vorübergehend verlassen, stoppen wir noch am Shiprock (in der Nähe der gleichnamigen Stadt)
und fahren dann über den Scenic Byway 13 wieder durch eine komplett andere, deutlich grünere Landschaft, nach Arizona.
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