2019-10-17

Rund um Page - Canyons ohne Ende

Die Gegend zwischen Page (AZ) und Kanab (UT) ist durchzogen von Canyons. Am wohl berühmtesten sind die beiden Antelope Canyons, die wir auf den beiden vergangenen Reisen auch angeschaut haben. Sie sind wunderschön und das Maß aller Dinge für Slot Canyons. Was uns allerdings nicht gefällt, ist die Preis- und Besichtigungspolitik der Navajos, unter deren Verwaltung die Canyons stehen. Ich kann einerseits verstehen, dass sie aus dem bisschen Land, das man ihnen gegeben hat, das meiste herausquetschen wollen. Das ist aber gehörig außer Proporz geraten. Der Eintrittspreis für den Upper Canyon liegt mittlerweile bei $69 und damit ist der Spaß für 2 Personen deutlich teurer als der Eintritt in alle Nationalparks der USA für ein ganzes Jahr. Der Preis wäre mir noch egal, aber die vielen Restriktionen finde ich völlig unakzeptabel. Man wird von einem Führer in einer Horde von Touristen durchgescheucht, und wehe man fällt zurück, um etwas zu fotografieren (denn dann kommt schon die nächste Tour). Man verbringt nur etwa 40 Minuten im Canyon und ist völlig fremdbestimmt. Es gibt noch spezielle Fotografie-Touren für $158, in denen man etwas mehr Zeit hat, aber auch hier unterliegt man dem Takt des Führers. Aus diesen Gründen haben wir uns entschieden, in diesem Jahr keine Antelope Canyon Tour zu machen, sondern stattdessen andere Canyons in der Gegend zu besuchen, die wir noch nicht kennen. Diese haben den Vorteil, dass der Eintritt kostenlos ist oder nur $6 für ein Tages-Permit kostet und man so lange bleiben kann, wie man möchte.
Nur nochmal zur Klarstellung, damit das nicht missverstanden wird: die beiden Antelope Canyons sind wunderschön, und trotz des hohen Eintritts würde ich sie jedem empfehlen, der sie noch nicht kennt. Aber man muss wissen, worauf man sich einlässt.

Cathedral Wash

Den Anfang unserer "Rund um Page"-Tour macht der Cathedral Wash auf der Stichstraße nach Lees Ferry. Man wandert mit vielen Klettereinlagen durch ein sehr schmales und teils noch mit Wasser gefülltes Flussbett, mit hoch aufragenden Felswänden rechts und links. Man muss also seinen Weg an den Felswänden entlang auf den Simsen suchen.

Die Klettereinlagen sind nicht allzu schwierig und das Ganze macht sehr viel Spaß. Laut Reiseführer sollte man in 2-3 Stunden bis zum Colorado und zurück laufen, aber das gilt nur für Leute, die den Weg kennen. Wir verlieren sehr viel Zeit damit, bei jedem Hindernis nach dem weiteren Weg zu suchen, und müssen deshalb vorzeitig umkehren, weil es schon so spät ist. Trotzdem sehr schön.

Wir übernachten auf dem Lees Ferry Campground.

Lake Powell

Die zweite Nacht verbringen wir auf dem Lone Rock "Campground" direkt am Lake Powell. Das Wort steht in Anführungszeichen, weil es kein Campingplatz im eigentlichen Sinne ist. Man steht frei auf dem Strand, es gibt keine abgegrenzten Sites, aber man zahlt trotzdem einen Obulus von $14. Insofern ist es eine Mischung aus Campingplatz und "Dispersed Camping". Die Stimmung ist sehr schön, es gibt Lagerfeuer am Strand, und dann geht noch der Vollmond über dem See auf.

Uns gefällt es hier so gut, dass wir nach dem Paria und Wirepass Canyon hier noch einmal herkommen, um mit Flip zu kajaken und eine weitere Nacht zu verbringen.

Nautilus

Ein sehr kurzer und schneckenförmig gewundener Canyon ist in Laufreichweite vom Whitehouse Campground ($5), wo wir 2 Nächte verbringen.



Auch auf dem Weg dahin kann man seltsame Felsformationen finden.


Paria Canyon oder "manchmal ist es nicht so gut wie erwartet"

Der Paria Canyon liegt in der Paria Canyon / Vermillion Cliffs Wilderness auf etwa halbem Weg zwischen Page und Kanab. Man kann ab Whitehouse Campground den gesamten Paria Canyon in etwa 4-6 Tagen bis Lees Ferry durchwandern (hierfür ist ein Permit erforderlich, von denen es nur 20 pro Tag gibt), oder eine Tageswanderung ab Whitehouse und zurück (auch hierfür braucht man ein Permit für $6 p.P., die aber zahlenmäßig nicht limitiert sind). Da Mehrtageswanderungen nicht unser Ding sind, machen wir die Tageswanderung. Angeblich kann man es bis zu der beeindruckenden Engstelle des Paria Canyon schaffen, aber das ist mal wieder nix für uns. Auf der Wanderung kreuzt man unzählige Male den Paria River, der zwar nur knöchelhoch Wasser führt, welches aber so schlammig ist, dass man nicht sieht, wohin man tritt. Bei jeder Flussquerung ist also stochern im Nebel angesagt, und die Flußufer sind extrem schlammig.

Bernd und ich haben unterschiedliche Strategien: Bernd die 2-Paar-Schuhe-Taktik, und vor jeder Flussquerung Wanderschuhe aus und Wasserschuhe an, danach wieder umgekehrt. Das ist aber nicht empfehlenswert, da es wirklich alle paar Hundert Meter eine Flussquerung gibt und man mit der Methode einfach zuviel Zeit verliert. Ich habe direkt ein paar alte Turnschuhe angezogen, bei denen es mir egal ist, ob ich sie danach wegwerfen muss. Das ist die deutlich bessere Taktik. Man muss einfach akzeptieren, dass die Schuhe und Füße nass und schmutzig werden.

Unser Umkehrpunkt an diesem Tag ist noch sehr weit entfernt von den beeindruckenden Engstellen des Paria Canyon, was etwas enttäuschend ist. Immerhin schaffen wir es bis zu der sogenannten Windows Section mit vielen kleinen Höhlen in der Felswand

und die engste Stelle, die wir sehen, ist diese.


Wirepass Canyon oder "manchmal ist es besser als erwartet"

Der Wirepass Canyon und im weiteren Verlauf der Buckskin Gulch ist ein sehr langer Slot Canyon, der auch als Tageswanderung begangen werden kann (wieder $6 p.P. für ein Tagespermit). Am Wanderparkplatz hängt eine Hinweistafel,

die uns schon glauben lässt, dass es eine kurze Wanderung wird, weil ich das Hindernis direkt am Anfang der Schlucht wahrscheinlich nicht überwunden hätte. Als wir aber an die Stelle kommen, finden wir eine Leiter vor, mit deren Hilfe man leicht hinauf und hinab kommt.

Und diese beiden Schluchten sind absolut umwerfend. Hinter jeder Biegung staunt man von neuem, der ganze Weg besteht fast nur aus Engstellen.






Hier eine der wenigen weiten Stellen.

Diese Canyons stehen dem Antelope ist fast nichts nach. Wir denken so oft an diesem Tag an die Touristen, die dort jetzt durchgescheucht werden. Und wir können so lange bleiben wie wir wollen!

Wir übernachten die beiden Nächte vorher und nachher wild an der Rock House Valley Road (wieder mal ein guter Tipp von iOverlander).

Was wir nicht gemacht haben in der Gegend

The Wave / Coyote Buttes North: Für diese Tageswanderung braucht man auch ein Permit, von denen nur 20 pro Tag ausgestellt werden. Leider hatten wir kein Glück in der Permit-Lotterie.
White Pocket: nach einem Besuch im Visitor Center haben wir davon Abstand genommen, die Tiefsandstrecke in Angriff zu nehmen, da der Sand sehr sehr weich sein soll.







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